Der Knochenaufbau

Für einen sicheren Langzeiterfolg sollte der Kiefer in der Regel eine Breite von mindestens
5mm und einer Höhe von 10mm haben. Bei einigen Patienten ist dies jedoch wegen eines Knochenrückgangs nicht gegeben. Die Kieferhöhe und -breite lässt sich mit einer Röntgen- übersichtsaufnahme, manueller Untersuchung und gegebenenfalls einer Computertomographie oder eines DVT`s (Digitale Volumentomographie) bestimmen. Sollte nicht genug Knochen vorhanden sein, so ist ein Knochenaufbau möglich. Dazu fügen wir in erster Linie gut verträgliche eigene Knochensubstanz ein. In Einzelfällen in Absprache mit unseren Patienten verwenden wir auch Knochenersatzmaterial. Im Anschluss an die Einheilzeit wird das Implantat eingefügt. Meistens können Implantation und Knochenaufbau sogar gleichzeitig erfolgen. Nur bei extremem Knochenschwund muss heute noch Knochen aus anderen Bereichen, wie zum Beispiel dem Becken, entnommen werden. Im Seitenzahnbereich des Oberkiefers geht der Knochen bei Zahnlosigkeit zu Gunsten der Kieferhöhle verloren. Mit einer so genannten Sinusbodenelevation, oft auch Sinuslift genannt, wird dieser Raum wieder mit Knochen aufgefüllt.

Folgende moderne Methoden stehen uns zur Verfügung

Sinuslift (extern und intern) – bei zu geringer Knochenhöhe im seitlichen Oberkiefer

Um ein Implantat stabil verankern zu können, ist eine Mindesthöhe an Kieferknochen erforderlich. Im Bereich des seitlichen Oberkiefers kommt es häufig vor, dass in Folge des natürlichen Knochenschwundes nach Zahnverlust und der Ausdehnung der Kieferhöhle die Mindestknochenhöhe für ein Implantat unterschritten ist. In diesem Fall wird zunächst neuer Knochen aufgebaut. Die Kieferhöhle (Sinus) ist mit einer dünnen Schleimhaut ausgekleidet. Durch ein seitliches Knochenfenster wird die Schleimhaut vom Kieferhöhlenboden gelöst und der entstandene Hohlraum mit eigenem Knochen, Knochenersatzmaterial, oder beidem aufgefüllt. Reicht die Restknochenhöhe für eine sichere Stabilität der Implantate aus, kann der Sinuslift und die Implantation in einer Sitzung durchgeführt werden. Ist die Knochenhöhe jedoch zu gering, wird ein zweiphasiger Sinuslift durchgeführt. Bei der ersten Behandlung wird der Knochenaufbau durchgeführt, nach einer Ausheilungszeit von ca. 6 Monaten wird in einer zweiten Operation das Implantat bzw. werden die Implantate eingesetzt. In den meisten Fällen kann heute auf einen Aufbau mit Beckenknochen verzichtet werden. Häufig empfiehlt sich eine schonende, in den USA entwickelte Methode, in der meist in einer Sitzung der Aufbau und die Implantatsetzung vorgenommen werden. Des Weiteren muss die Kieferhöhle nicht von der Wangenseite eröffnet werden, sondern es wird nur ein minimal invasiver Zugang geschaffen, nur so groß, wie er auch bei der Zahnentfernung entsteht.

    

Bone-Spreading – bei zu schmalem Kieferknochen

Diese Methode wird angewendet, wenn der Kieferkamm (der zahntragende Teil des Kiefers) zu schmal ist. Dabei wird der Knochen in dem betreffenden Abschnitt ein wenig gespreizt und verbreitert. Anschließend wird das Implantat eingefügt. In manchen Fällen wird der entstehende Spalt zunächst mit körpereigener Knochensubstanz bzw.. Knochenersatzmaterial aufgefüllt. Das Einsetzen des Implantates erfolgt dann entweder gleichzeitig oder erst nach einer Einheilphase von mehreren Monaten. Im Ergebnis weist der Knochen die erforderliche Breite auf.

Knochenblockmethode

Bei einem insgesamt deutlich zu schmalen oder zu niedrigen Kieferabschnitt wird ein kleiner Knochenblock oder -span als Ganzes aus dem Unterkiefer (in der Regel aus dem Weisheitszahnbereich) entnommen, an der gewünschten Stelle eingefügt und dort mit Hilfe kleiner Schrauben befestigt. Meist muss der Knochenblock bzw. -span zunächst ca. 3-4 Monate einheilen, bevor das Implantat eingefügt wird.

Folgende Materialien kommen bei uns zum Einsatz

Zum Knochenaufbau werden verschiedene Grundstoffe verwendet: Eigenes Knochengewebe des Patienten, natürliche (aus tierischem oder menschlichem Knochen gewonnene) und synthetisch hergestellte Materialien.
Wir erläutern Ihnen ausführlich die Möglichkeiten, die bei Ihnen in Frage kommen, damit wir gemeinsam entscheiden können, welche Lösung für Sie die Beste ist.

Eigener Knochen

Prinzipiell ist Ihr Eigenknochen, sprich ein Knochentransplantat von Ihnen selbst (autologer Knochenblock oder Knochenspäne) das wertigste Knochenersatzmaterial, das wir für einen Knochenaufbau verwenden können. Eigenknochen kann an unterschiedlichen Stellen im Kieferbereich entnommen werden, ohne das weitere Probleme entstehen. Im Unterkiefer bietet sich in der Regel die Weisheitszahnregion an. Ein passendes Stück wird entnommen und in das Defektgebiet transplantiert. Dieses wird anschließend mit einer künstlichen Membran bedeckt, um eine optimale Heilung zu gewährleisten.

Andere natürliche Materialien

Natürliche Ersatzmaterialien können unter anderem aus hochgradig gereinigtem Rinderknochen hergestellt werden. Bei der Produktion bleibt nur die mineralische Knochensubstanz in Form von Kalziumverbindungen übrig, alle organischen Bestandteile des Knochens werden entfernt. Diese Knochensubstanz ist dem natürlichen menschlichen Knochen in ihrem Aufbau sehr ähnlich.

Das Material wird als Granulat verwendet und ist gut verträglich. Sollen größere Knochenbereiche aufgefüllt werden, wird es meist mit einer geringen Menge körpereigenen Knochens gemischt.

Beide Materialien weisen eine poröse Struktur auf, in die neu entstehende körpereigene Knochenzellen einwachsen und die eingefügte Substanz zum Teil ersetzen.

Synthetische Materialien

Synthetische Materialien bestehen in der Regel aus Kalzium-Phosphat-Verbindungen (Beta-Trikalziumphosphat) . Sie sind der natürlichen Knochensubstanz in ihrem Aufbau sehr ähnlich. Auch in diese Materialien wachsen die neu gebildeten körpereigenen Knochenzellen ein. Im Laufe der Zeit werden sie vollständig aufgelöst.

CAD/CAM gefräste 3D Knochenblöcke

Knochenblöcke werden mithilfe eines Scans des Kieferdefekts (CT- oder DVT-Röntgenaufnahmen) und einer leistungsfähigen Planungssoftware virtuell erstellt. Anschließend wird das Knochenimplantat unter Reinraumbedingungen aus einem Knochenblock herausgefräst. Dieser individuell passgenaue Knochenblock wird dann in den Kiefer eingebracht und fixiert. Eine resorbierende Membran aus Kollagen zwischen Knochenblock und Weichgewebe fördert die optimale Heilung.

Der Nutzen aus einem individuell angefertigten Knochenblock, moderner Computertechnologie und perfektem Handwerk sind riesig. Wir können auch dort dauerhaft festsitzende Implantate einsetzen, wo der Zustand des natürlichen Knochens dies nicht zulassen würde. Die Operationszeit wird enorm verkürzt. Das ist ein bemerkenswerter Fortschritt.

Für die hierfür verwendeten Knochenblöcke kommt auch Knochen eines humanen (menschlichen) Spenders in Frage. Diese Spender bekommen den Hüftkopf entfernt um ein künstliche Hüftprothese einzusetzen. Die Entnahme und Verarbeitung erfolgt strengsten Richtlinien. Selbstverständlich werden Spender mit Vorerkrankungen, die die Qualität des Transplantates negativ beeinflussen könnten, nicht zur Spende zugelassen. Durch umfangreiche Tests sowie eigens entwickelte Sterilisationsprozesse werden die Transplantate zur chirurgischen Verwendung vorbereitet.

Das CAD/CAM gefräste Knochenblocktarnsplantat funktioniert auf der Basis einer stabilen Leitschiene. Nach und nach wachsen eigenen Blutgefässe in das Transplantat ein, so dass durch Umwandlungsprozesse das ursprüngliche Spendertransplantat in körpereigenen Knochen umgewandelt wird.

Membranen

Das eingefüllte Knochenmaterial wird häufig mit einer Membran abgedeckt. Sie schützt das eingefügte Material und verhindert, dass schneller wachsendes Bindegewebe und Zahnfleisch einwächst und den für den neu entstehenden Knochen vorgesehenen Platz einnimmt.

Dazu stehen Membranen aus natürlichen Grundstoffen (z. B. Kollagen, einem natürlichen Protein) zur Verfügung, die nach und nach vom Körper abgebaut (resorbiert) werden. Eine nicht vom Körper resorbierbare Schutzschicht kann ebenfalls verwendet werden. Sie wird nach einigen Wochen entfernt.